Verband der Hühner- Groß- und Wassergeflügelzüchtervereine e.V.

Verband der Hühner-, Groß- und Wassergeflügelzüchtervereine e. V.im BDRG e. V.

Jahreshauptversammlung 2002

Der Sonderverein der Züchter der gesperberten Dominikaner von 1902 und Zwerg-Dominikaner feierte 2002 sein 100jähriges SV-Jubiläum und hatte aus diesem Anlass die Ausrichtung der Bundestagung übernommen. Der 1. Vorsitzende des SV, Zfr. Erich Kowert, war der Organisator vor Ort und hatte die Tagung sowie das Rahmenprogramm sehr gut vorbereitet.

Genau wie auch in den vergangenen Jahren fand am Vortag der JHV eine Fachtagung mit sehr aktuellen und interessanten Themen statt: Dr. Pöppel, ein Fachtierarzt für Geflügel, referierte zum Thema Tierarzneimittelgesetz. Er stellte die gängigen Substanzgruppen wie Impfstoffe, Chemotherapeutika und Vitamine/Mineralien vor und gab eine Übersicht über die gängigen und sinnvollen Impfungen für den Geflügelzüchter. Dr. Pöppel erklärte den Unterschied zwischen Heimtieren und Haustieren. Rassegeflügel wird den Haustieren (= Lebensmitteltieren) zugeordnet und unterliegt daher äußerst strengen Vorschriften für die Verabreichung von Medikamenten. Dies hat zur Folge, dass für die Pharmaindustrie besonders kostspielige und zeitraubende Verfahren zur Zulassung von Tierarzneimitteln gelten. Zudem muss nach neuester Gesetzeslage unterschieden werden zwischen Arzneimitteln für Gänse, Enten, Puten und Hühner, was einen zusätzlichen Kostenfaktor für die Pharmaindustrie bedeutet. Daraus resultiert, dass immer weniger Medikamente für Geflügel zugelassen werden. Wie katastrophal die Tierarzneimittelsituation ist, ergibt sich aus der Tatsache, dass ein Tierarzt erst nach erfolgloser Behandlung mit zugelassenen Mitteln auf für Hausgeflügel nicht zugelassene Medikamente zurückgreifen darf. Bei einem solchen Therapienotstand wird zusätzlich noch ein aufwendiger Papierkrieg erforderlich. Zu diesem Zeitpunkt sind oft viele Tiere schon verendet oder es haben sich bereits Resistenzen aufgebaut. Fatal ist die Situation bei der Schwarzkopfkrankheit, wo überhaupt kein zugelassenes Medikament mehr existiert. Hier steht die Wurmbekämpfung als vorbeugende Maßnahme an vorderster Stelle.

Michael von Lüttwitz hielt einen Vortrag zum Thema Tierschutzgesetz in der Praxis. Er zeigte auf, dass zwischen Anspruch und Praxis eine tiefe Kluft besteht. So ist der Staat z. B. nicht in der Lage zu definieren, wie sich ein Leiden, eine Qual oder ein Schaden bei den sogenannten Qualzuchtrassen darstellt. Leid ist nicht einmal ansatzweise wissenschaftlich erforscht, aber mit diesem abstrakten Begriff wird agiert. Ein Tierhalter oder Tierzüchter, der seinen Tieren die für sie notwendigen Haltungsbedingungen schafft, ist ein tatsächlicher Tierschützer. Michael von Lüttwitz berichtete über die Ergebnisse einer Befragung bei den politischen Parteien über deren Pläne bezüglich Rassenausrottung. Hierbei wurde deutlich, dass die Antworten der Politiker nicht auf der Grundlage wissenschaftlicher Belege gegeben wurden.

BDRG-Geschäftsführer Thomas Zöller informierte über Züchterschulungen und Ausbildung im BDRG. Er stellte die Frage, ob solche Schulungen ein Erfordernis des Tierschutzgesetztes darstellen. Da im Tierschutzgesetz Sachkenntnis gefordert wird, ist es eine Verpflichtung des BDRG, selbst Initiativen zu entwickeln. Verbandsarbeit wird immer praxisbezogener als behördliche Arbeit sein. In seinen weiteren Ausführungen stellte er dar, dass es bereits Züchterschulungen auf Kreis- und Landesebene gegeben habe, bevor man von Tierschutz gesprochen habe. Thomas Zöller informierte über die Pläne für eine einheitliche Schulung. So könne die freiwillige Teilnahme an einer Schulung offiziell dokumentiert und bestätigt werden und dann über die Kreiszuchtwarte an die Ortsvereine weitergegeben werden könnten. Hierzu wird der Druck einer Geflügel-Fibel als Lehrheft vom BDRG erwogen. Zu allen drei Themen gab es anschließende lebhafte Diskussionsbeiträge.

Der gemeinsame abendliche Besuch der Meller Waldbühne, eines idyllisch gelegenen Laienspieltheaters, fand leider nicht Petrus´ Zustimmung. Zur Pause mussten die Besucher wegen heftigem Regen die Flucht antreten.

Am Sonntag, dem 11. 08. 2002 wurde die Jahreshauptversammlung durchgeführt. In die Anwesenheitsliste hatten sich 115 Teilnehmer eingetragen, was eine sehr gute Beteiligung war. Besonders auffallend war die starke BDRG-Präsidiums-Präsenz. Edwin Vef, Dieter Johannismeier, Günter Schneider und Ehrenmitglied Hans Amelsberg. Bedauerlicherweise war deshalb für den Kontaktmann zu den Sonderverbänden, Günter Wesch, kein Budget mehr frei, so dass er fernbleiben musste. Zum Thema Tierschutz zeigte sich der BDRG-Präsident Edwin Vef äußerst couragiert und bezeichnete das Vorgehen der Behörden in Hessen als Skandal, weil hier auf der Basis von Ideologien Rassen regelrecht ausgerottet werden sollen. Er bedauerte, dass mittlerweile auf Ministerialbürokratieebene ungeborenes menschliches Leben weniger Schutz genießt wie ungeborenes Geflügelleben. Er forderte, die Diskussion wieder auf die Ebene sachlicher Argumente zurückzuführen, wie dies vom BDRG stets praktiziert wurde. Zum Abschluss seines Grußwortes forderte er die Züchter auf, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern einig zusammenzustehen. Für seine völkerverständigende Arbeit auf der Basis der Rassegeflügelzucht erhielt anschließend Wolfgang Vits aus der Hand des Ehrenpräsidenten der EE Edwin Vef die Europamedaille.

Im seinem umfangreichen Jahresbericht des kommissarisch tätig gewesenen Vorsitzenden verwies Wilfried Windhorst auf die gemeinsame Aktion mit dem VZV in Sachen Information der Abgeordneten über die Arbeit der beiden Verbände. Er informierte die Versammlung darüber, dass auch der VHGW ein Geflügelhaus für den wissenschaftlichen Geflügelhof gespendet habe. Schwerpunkt seines Berichtes waren die Ausführungen zur "Roten Liste" des BDRG. Zur Förderung der hier aufgeführten gefährdeten Rassen der Gruppen I und II wird in Hannover bei der VHGW-Bundesschau eine Stammschau "Rote Liste" vom VHGW finanziert, außerdem werden die Bedingungen für die Teilnahme an der Deutsche Meisterschaft erleichtert. Bei Martin Platzbecker bedankte sich Wilfried Windhorst für dessen engagierte Verbandsarbeit im VHGW und bedauerte, dass es ihm nicht möglich gewesen war, die Verbandsarbeit mit seinem Beruf abzustimmen, was der Grund für seinen Rücktritt gewesen war.

Bei den Berichten der anderen VHGW-Vorstandsmitglieder informierte der Tierschutzbeauftragte Michael von Lüttwitz über die durchgeführte Briefaktion zur Nachzuchterhebung und Beteiligung an der Aktion "Leben braucht Vielfalt". Er erörterte kurz das unhaltbare Vorgehen der Behörden von verschiedenen Behörden gegen Laufenten und empörte sich über die Haubenentenproblematik. Hinsichtlich der Eskapaden in Hessen mit Zuchtverboten lobte er den engagierten Einsatz des BDRG für seine organisierten Züchter.

Zum Ehrenmitglied im VHGW wurden die Züchter Franz Bilzer ( SV Vorwerkhühner), Klaus Gebler (SV rebhuhnfarbig-gebänderte Wyandotten), Winfried Huster (SV Andalusier), Karl Städtler (Wassergeflügelzuchtverein Hannover Land), Rolf Wagener (SV Dresdner), Bernard Wesseler (SV Amrocks), Herbert Wieden (Vereinigung Bergischer Hühnerrassen) und Willi Wilbs (SV Kraienköppe) ernannt. Meister der Rassegeflügelzucht im VHGW wurden Klaus Brückner (SV Sumatras und Jokohamas), Günter Schneider (SV Thüringer Barthühner), Ernst Brinkhoff (SV goldfarbige Italiener) und Dr. Reinhold Zimmermann (SV New Hampshire).

Bei den Wahlen wurde Wilfried Windhorst einstimmig zum 1. Vorsitzenden bestimmt, an die Stelle des 2. Vorsitzenden wurde der bisherige Beisitzer und Tierschutzbeauftragte Michael von Lüttwitz einstimmig gewählt.

Die diesjährige Bundesschau des VHGW findet in Hannover statt. Die VHGW-Tagung wird 2003 in Zwönitz durchgeführt und die VHGW-Bundesschau wird 2003 in Leipzig sein. Wilfried Windhorst bedankte sich bei Erich Kowert für die Übernahme der Bundestagung mit einem Teller. Die Ausgabe der RZ-Gutscheine beendete diese interessante, von sachlicher Diskussion und Harmonie getragene Bundestagung.

Lydia Pfeffer

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